es ist dramatisch, wie sich eine wissenschaftliche Koryphäe wie Herr Sinn in einem Feldzug gegen die Energiewende verrennt und seine Reputation aufs Spiel setzt. Vielleicht ist diese Haltung Ursache für die Probleme, die wir nun alle zu spüren bekommen und die mediale Präsenz im emeritierten Alter ein Versuch der späten Rechtfertigung, um sein Gewissen zu beruhigen?
Ich empfinde es als tragisch, dass sich ein heller Geist in seinen Glaubenssätzen so verstrickt und es leider nicht mehr schafft die Makroebene zu erreichen. Er steht nunmehr für das „alte“ Deutschland, das die Verfehlungen der letzten 30 Jahre nicht mehr krampfhaft zu rechtfertigen vermag. Er verhaspelt sich in Widersprüchen und einer verqueren Ratio.
Am Ende betritt er mit der Energiewende unbekanntes wissenschaftliches Terrain, das nicht seinem Expertengebiet entspricht. Es setzt fundiertere technische Kenntnisse voraus, mit denen er sich aber offensichtlich nur oberflächlich beschäftigt hat.
Ich musste lange über einen volkswirtschaftlichen Punkt nachdenken, den er macht und der mir plausibel erschien, denn die VWL ist mein Terrain wiederum nicht. Die Logik hingegen schon. Sein Argument lautet: verbrauchen wir die Fossile nicht schnell genug werden es andere tun!
Es scheint auf den ersten Blick bestechend. Aber mittlerweile bin ich ganz anderer Überzeugung: es wird sich zutragen wie beim Mobilfunk oder der Elektromobiltät. Afrika hat den Sprung der leitungsgebundenen Kommunikation übersprungen und ist nahtlos ins Mobilfunkzeitalter übergegangen, hat auf Paymentsystemen innoviert. Gleichfall China mit der Elektromobilität. Verbrenner haben sie einfach ausgelassen. So wird es sich mit der fossilen Energie insgesamt auch zutragen. Gas-, Kohle- und Atomenergie sind viel zu teuer gegenüber Solar und Wind. Und das schlägt nun das Argument von Sinn, dass andere das teure Öl kaufen werden. Selbst wenn Öl kostenlos aus der Quelle sprudelt, so sind die Kosten des Transports, der Aufbereitung und des Vertriebs zu hoch. Also werden die Entwicklungsländer gleich auf Strom und Dezentralität setzten. Im Ende ist es eine Frage der Grenzkosten. Diese sind schon heute bei Fossilen über den Regenerativen. Hier bin ich nun wieder im Sinne von Sinn sehr marktgläubig. Darin liegt dann wieder eine Hoffnung, wenn wir an eine positive Weltordnung glauben: Afrika wird zum Powerhouse! Wenn wir aber in der Besitzstandswahrung und der Welt des unendlichen Exportüberschusses verharren wollen, werden wir stattdessen Flucht und Migration ernten. Es ist bitter, aber die Komplexität überfordert selbst gestandene Männer wie Sinn.
der Unsinn des dramatische Festhalten an alten Dogmen
